Ehemalige Brauerei in Mockritz abgerissen
AK Nöthnitz Gasthof Brauerei Dresden Gostritz Eutschütz
Rosentitz Bannewitz Kaitz Boderitz Rippien Mockritz Cunnersdorf
Das Objekt der damaligen Firma Krüger sollte erst umgebaut
werden. Doch die Auflagen des Denkmalschutzes waren zu hoch und zu teuer.
Mockritz. Die Nachbarn nennen das Haus
einen Schandfleck, der irgendwann wohl in sich zusammenkracht. Damals aber
gehörte sie zum Mittelpunkt des Dorfes; hier wurde original Mockritzer
Bier gebraut.
Im 15. Jahrhundert wird die Brauerei gegründet, gehört
ursprünglich zum Rittergut, am 12. Oktober 1865 aber kauft der Braumeister Carl
August Pechmann sie dem Gutsbesitzer Otto von Schönberg ab. Seither ist sie in
Privathand, ab 1867 ist Traugott Leberecht Schmidt als Besitzer im Grundbuch
verzeichnet. Um 1900 geht die Brauerei in den Besitz der Familie Krüger über.
Der aus Wurzen stammende Brauer Adolf Krüger kauft den Betrieb, nach seinem Tod
übernehmen ihn 1977 seine beiden Söhne Rudolf und Helmut Krüger.
Erst Starkbier, dann Malzgetränk
Lange Zeit wird in Mockritz auch
helles Starkbier gebraut. Zu DDR-Zeiten spezialisieren sich die Krügers,
wahrscheinlich aus wirtschaftlichen Gründen, auf dunkles Malzbier ohne Alkohol.
Annelies Hirschfeld, die ehemalige Kneiperin
von Mockritz, sagt, dass das Getränk im Dorf wenig
gefragt gewesen sei. „Die Männer tranken kein dunkles Bier“, so die 86-Jährige.
Deshalb schenkte sie es auch nicht in ihrem Lokal aus. Geschmacklich kann die
alte Dame allerdings nichts daran aussetzen: „Es war süßlich und hat gut
geschmeckt.“
Lieferung mit dem Pferd, später mit dem Auto
Das Bier wurde in Flaschen mit Schnappverschluss abgefüllt
und im Umkreis von Döbeln verkauft – wo es laut Ortschronik sehr beliebt
gewesen sein soll. Beliefert wurden die Haushalte direkt, anfangs per
Pferdefuhrwerk, später motorisiert. Im Winter wurden aus einem der Dorfteiche
Eisblöcke geschlagen und unter einer Garage in einen Keller gebracht. Das dort
gelagerte Eis kühlte das Bier den ganzen Sommer über. Bis in die 80er-Jahre
braute Familie Krüger in Mockritz eigenes Bier, dann
wurde die Brauerei aus Altersgründen geschlossen, der Braukessel
herausgerissen. Helmut und Rudolf Krüger sind inzwischen verstorben. Nur die
älteren Mockritzer erinnern sich noch an den süffigen
Gerstensaft aus ihrem Dorf.
Brauereigebäude verfällt immer mehr
Heute donnern die Lkw an dem verfallenen Gebäude vorbei, der
jüngste Sturm wehte wieder einige Ziegel vom Dach. Es ist besser, das Haus
nicht mehr zu betreten, sagen Gerd und Eva-Maria Dittmann, die zur Miete im
ehemaligen Haus des Braumeisters wohnen. Der 75-, und die 70-Jährige zogen 1997
von Technitz nach Mockritz.
Ihr Sohn kaufte das Gebäudeensemble mit seiner damaligen Frau. Ein paar
Bierkisten fanden sie noch, ansonsten war das Haus schon komplett leergeräumt.
Das Paar wollte die alte Brauerei umbauen, ihr ein Flachdach verpassen. Doch
die Behörden erlaubten das nicht, für eine denkmalgerechte Sanierung fehlte
jedoch das Geld. „Das würde eine Million Euro kosten“, sagt Besitzerin Kristina
Funke, die heute in Ebersbach lebt. Sie würde zwar Fördermittel für den Umbau
bekommen, 60 Prozent der Kosten würden übernommen, aber dann läge der
Eigenanteil immer noch bei 400.000 Euro. Das sei nicht zu stemmen. Einen Abriss
erlaubt die Denkmalbehörde allerdings ebenso wenig. So vermodern Dach, Treppen
und Mauern weiter. Man könne das Gebäude nicht mal mehr als Lager nutzen, sagt
Funke. Es droht, einzustürzen.