Digital Voice
DAB, DVB-S
und DVB-T, Tetra – die Digitalisierung der Funktechnik ist weit fortgeschritten
und macht auch vor dem Amateurfunk nicht halt. Hier informieren wir Sie über
einige Grundlagen und Anwendungen von „Digital Voice“ in unserem Hobby.
Die Geschichte des Digitalfunks
'Die
Übertragung digitaler Funkgespräche ist seit Anfang der 90er Jahre, vor allem
auch medienwirksam im Bereich BOS-Funk, ein viel diskutiertes und umstrittenes
Thema. Oftmals kritisiert wurden sowohl die hohen Investitionskosten für
Infrastruktur und Geräte sowie die stark eingeschränkte Verwendungsmöglichkeit
in Gebäuden. Mittlerweile arbeiten die „Behörden und Organisationen mit
Sicherheitsaufgaben“ digital. Auch im Betriebsfunk ist der Digitalfunk bereits
vielerorts etabliert.
Im
klassischen Rundfunk ist DAB (Digital Audio Broadcasting) seit einiger Zeit
fest etabliert und wird weiter ausgebaut.
Für
Funkamateure bietet die „Digital Voice“ etwa seit der Jahrtausendwende ein
breites Betätigungsspektrum. Hier haben sich im Laufe der Zeit D-Star, DMR und
C4FM als Standards durchgesetzt. Aber auch TETRA, der DMR-Abkömmling NXDN, P25
usw. sind interessant, wenn auch nicht flächendeckend weit verbreitet.
VorTeile & Nachteile
Digitalfunk
+
Hohe
Sprachqualität, bessere Filterung von Hintergrundgeräuschen
+
Möglichkeit
zur Datenübertragung (GPS, Texte, …) ohne Störung der Teilnehmer Flexiblerer
Zusammenschluss von Teilnehmern
+
Flexiblerer
Zusammenschluss von Teilnehmern
+
Anbindung an
das Internet / Hamnet ermöglicht Überbrückung großer
Distanzen
+
Abhörsicherheit
+
Konfigurierbarkeit
der Geräte
-
Komplexe
Technik mit hohem Wartungsbedarf
-
Abhängigkeit
von Netz-Infrastruktur
-
Neueinstieg
/ Verwendung der Geräte mitunter schwierig
Wo wird Digital Voice im Amateurfunk eingesetzt?
Im
Amateurfunk wird Digital Voice im Wesentlichen auf UKW also VHF/UHF eingesetzt.
Hier eine Übersicht der drei am Markt gängigen Standards mit einer
Gegenüberstellung der Unterschiede.
"DMR Digital Mobile Radio" |
D-Star – Digital Smart Technology for Amateur Radio |
C4FM/System Fusion |
|
Anbieter |
Verschiedene |
Icom, Kenwood |
Yaesu |
Verfahren |
TDMA
(Time-Division Multiple Access) |
FDMA (Frequency-Division Multiple Access) |
FDMA (Frequency-Division Multiple Access) |
Textnachrichten |
✓ |
✓ |
✓ |
Bildübertragung |
– |
✓ |
✓ |
Standort |
✓ |
✓ |
✓ |
"Registrierung / ID erforderlich" |
✓ |
✓ |
✓ |
„Programmierung“ erforderlich |
Codeplug |
Repeaterlisten |
– |
Anzeige Rufzeichen |
✓ |
✓ |
✓ |
Anzeige Name |
✓ |
✓ |
– |
Vorteile |
|
|
|
Nachteile |
|
|
|
Leider sind
diese Standards nicht miteinander kompatibel, mit einem C4FM Gerät ist somit
kein DMR-Betrieb möglich. Allerdings gibt es einen kleinen Lichtblick in Form
von sogenannten „Bridges“: Dabei handelt es sich um die Vernetzung von Räumen
aus unterschiedlichen „Netzen“.
Aktuell am
weitesteten verbreitet ist der ursprünglich aus dem Betriebsfunk stammende
DMR-Standard. Hier sind die Kosten für den Einstieg überschaubar. Im Handel ist
eine Vielzahl an unterschiedlichen Geräten erhältlich. Zudem ist die weltweite
Abdeckung mit DMR-fähigen Repeatern sehr gut. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl
lässt sich nicht nur jederzeit ein QSO-Partner, sondern auch Hilfestellung bei
Problemen finden.
Anfangs
kamen hauptsächlich professionelle, ursprünglich für den Betriebsfunk
konzipierte Funkgeräte zum Einsatz. Diese hatten neben dem hohen
Anschaffungspreis allerdings auch den Nachteil, dass es sich fast
ausschließlich um reine 70cm Monoband-Geräte handelte. Somit war man für den
Betrieb auf 2m zusätzlich auf ein weiteres Gerät angewiesen. Viele Hersteller
haben deshalb heute Dualband-Geräte für den Amateurfunk im Angebot, die sich
analog und digital in beiden Bändern verwenden lassen. Auch die Bedienkonzepte
orientieren sich zunehmend an den Bedürfnissen der Funkamateure, so kann
beispielsweise im VFO-Modus gearbeitet werden.
D-Star und
C4FM sind speziell für den Einsatz im Amateurfunk entwickelt worden, der
Neueinstieg kann (muss aber nicht) unter Umständen reibungsloser gelingen.
Digitalfunk auf Kurzwelle
Auch auf
Kurzwelle ist es möglich, digital per Sprache zu kommunizieren. Zusätzlich zum
vorhandenen SSB-Transceiver wird Folgendes benötigt:
Spezielle
Software, z. B. „freedv“. Kostenlos erhältliche Software und
weitere Informationen (in Englischer Sprache) finden sich hier:
PC mit 2
Soundkarten (RX + TX) oder
alternativ ein Digital Voice Adapter.Da keine Netz-
und Serverinfrastruktur benötigt wird, entfällt auch die Registrierung bzw.
Beantragung einer Identifikationsnummer.
Wie funktioniert
Digital Voice?
Zentrales
Merkmal aller Digital Voice Verfahren ist – wenig überraschend – die
Digitalisierung der analogen Sprachdaten. Das ist noch ein einfacher Schritt,
der seit langem beherrscht wird. Das echte Knowhow steckt in der nachfolgenden
Komprimierung und Codierung der Daten. Hier haben Fortschritte in der
Halbleitertechnik dazu geführt, dass immer aufwendigere Verfahren angewandt
werden können, ohne dass der Baustein viel Strom (oder Platz) benötigt.
Resultat ist die bessere Kompression, d.h. eine bessere Ausnutzung der
begrenzten Bandbreite, und die bessere Verständlichkeit bei hoher Kompression.
Der Chip, der diese Aufgaben übernimmt, nennt man Codec (Coder/Decoder).
Die hier verwendeten Algorithmen sind herstellerspezifisch und oftmals auf eine
spezielle Sprechergruppe (Geschlecht, Sprachmerkmale) zugeschnitten. Es gibt
zwar auch offene Verfahren für Codecs, diese konnten sich aber nicht allgemein
durchsetzen. Ein im Amateurfunk oft verwendetes System ist der AMBE-Codec (Advanced Multiband Excitation)
des Herstellers Digital Voice Systems.
Eines der
herausragenden Entwicklungsziele bei digitaler Sprachübertragung war neben der
besseren Ausnutzung der knappen Frequenzressource durch Kompression, die
gleiche Reichweite zu erzielen wie mit analogen Verfahren. Sprich, das
empfangene Signal muss bei gleichem Signal/Rausch-Verhältnis (SNR) noch genauso
zuverlässig zu dekodieren sein, wie mit traditionellen, analogen Verfahren.
Analog & Digital -
gleiche Reichweite
Dies wird
bei Digital Voice durch Redundanz des Signales erreicht. Dem eigentlichen
Datenstrom der digitalisierten Sprache wird hier also noch eine Schicht
überlagert, die die Sicherung der Übertragung herstellt. Auch hier gibt es
verschiedene systemspezifische Verfahren, die sich nur leicht unterscheiden.
Insgesamt kann man sagen das bei ähnlichen
Pegelverhältnissen die Reichweite und Zuverlässigkeit bei DV in etwa dem der
analogen Übertragung gleichkommt.
Digital
Voice setzt zwar völlig neue Gerätetechnik voraus, bietet aber auch bestimmte
Vorteile. So wird durch Kompression die Bandbreite stark begrenzt. Prinzipiell
sind so Kanalabstände von 6.25 kHz möglich (Vergleiche FM mit 25 und NFM mit
12.5 kHz).
DMR nutzt
diese neu zur Verfügung stehende Bandbreite um zwei Gespräche gleichzeitig auf
einer Frequenz im 12.5 kHz Raster zu übertragen. Dies geschieht durch das
sogenannte Zeitschlitzverfahren. Es werden hier
abwechselnd für einen jeweils kurzen Zeitabschnitt (Zeitschlitz) der eine oder
andere Gesprächskanal übertragen. Englisch nennt man das Verfahren TDMA, Time
Division Multiple Access. Das DMR-System nutzt TDMA mit zwei Zeitschlitzen je
HF-Frequenz.
Ein
konkurrierendes Verfahren ist FDMA, Frequency
Division Multiple Access. Hier werden unterschiedliche Kanäle auf verschiedenen
Frequenzabschnitten zeitgleich übertragen. D-Star und C4FM nutzen ein daran
angelehntes Verfahren. Hier werden auf einem Bereich Sprachdaten übertragen,
auf einem anderen Bereich zusätzliche Daten wie die aktuelle GPS-Position oder
andere Sensordaten. Diese Kombination eignet sich gut für taktische
Situationen, bei der eine Zentrale neben dem Sprachkanal noch weitere vitale
Daten gemeldet bekommt.
Wer darf mit digitalen
Amateurfunkgeräten senden?
Zur aktiven
Teilnahme (=Senden) ist eine Amateurfunklizenz erforderlich.
Für wen ist Digitalfunk besonders
interessant?
Wer
weltweiten Funkbetrieb machen möchte, jedoch keinerlei Möglichkeiten hat, große
Antennenanlagen zu installieren oder den Aufwand und die Kosten scheut, kann
mittels Digitalfunk trotzdem die ganze Welt erreichen. Das Funkwetter und die
Ausbreitungsbedingungen spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle.
Welches Gerät ist für mich am besten
geeignet?
Das hängt
von verschiedenen Faktoren ab, zu denen die Art des Einsatzes, die
Beschaffenheit der Infrastruktur vor Ort und natürlich das Budget. Zunächst
einmal gilt es zu prüfen, ob ein digitaler Repeater in der Nähe verfügbar ist
und mit welchem Standard er arbeitet. Handelt es sich um einen D-Star Repeater,
macht z. B. die Anschaffung eines C4FM Gerätes nur wenig Sinn.
Ist der
Repeater nur wenige km entfernt, bietet sich die Anschaffung eines
Handfunkgerätes an. Soll der Digitalbetrieb vorzugsweise aus einem Fahrzeug
heraus betrieben werden, empfiehlt sich ein Mobilgerät mit Fahrzeugantenne. Ein
Mobilgerät im Shack kann aber auch dann hilfreich
sein, wenn der nächste Repeater weiter entfernt ist und sich eine Verbindung
per Handfunkgerät nur schwer oder gar nicht herstellen lässt. Die höhere
Sendeleistung in Verbindung mit einer Außenantenne sollte in den meisten Fällen
für eine gute Verbindung sorgen.
Für welchen digitalen Standard soll
ich mich entscheiden?
Um diese
Frage zu beantworten, sollte man zunächst verschiedene Aspekte in Betracht
ziehen:
·
Wie richte
ich mein neues Gerät ein?
·
Das hängt
vom Gerät und vom verwendeten Standard ab. Yaesu
C4FM-Geräte können ohne vorherige Registrierung, Programmierung und Wartezeit
auf eine Teilnehmernummer sofort in Betrieb genommen werden – einfach das
eigene Rufzeichen beim ersten Start ins Gerät eingeben und schon ist man QRV.
·
DMR Geräte
hingegen benötigen eine „Programmierung“ bzw. einen „Codeplug“,
also eine Software-Datei, welche die gerätespezifischen Einstellungen sowie Repeaterlisten, Kontaktlisten etc. beinhaltet.
Wie richte ich mein neues Gerät ein?
Das hängt
vom Gerät und vom verwendeten Standard ab. Yaesu
C4FM-Geräte können ohne vorherige Registrierung, Programmierung und Wartezeit
auf eine Teilnehmernummer sofort in Betrieb genommen werden – einfach das
eigene Rufzeichen beim ersten Start ins Gerät eingeben und schon ist man QRV.
DMR Geräte
hingegen benötigen eine „Programmierung“ bzw. einen „Codeplug“,
also eine Software-Datei, welche die gerätespezifischen Einstellungen sowie Repeaterlisten, Kontaktlisten etc. beinhaltet.
Wie beantrage ich eine DMR- oder
D-Star Teilnehmernummer?
Die
Beantragung erfolgt online.
DMR:
https://radioid.net/register
D-Star:
https://regist.dstargateway.org/Dstar.do
Kann Digitalfunk den Kurzwellenfunk
ersetzen?
Nein.
Digitale Gespräche über Repeater verwenden in der Regel das Internet um die
Teilnehmer über größere Entfernungen zu verbinden. Beim Kurzwellenfunk ist das
nicht erforderlich. Die Kurzwelle bietet darüber hinaus auch wesentlich mehr
Betätigungsfelder als die reine Verständigung über Sprache. Allerdings kann
Sprache auch digital über Kurzwelle übertragen werden.
Wann benötige ich einen Hotspot?
Ein Hotspot
macht nichts anderes als ein Repeater: Er verbindet das Funkgerät mit dem
Internet. Ist also kein digitaler Repeater in Reichweite, kann ein Hotspot in
das häusliche LAN oder WLAN eingebunden werden. Aber auch mittels Handy-WLAN
und mobilen Daten lässt sich so an allen Orten mit Mobilfunknetz die Teilnahme
am Digitalfunk realisieren, vorausgesetzt man hat einen entsprechenden
Datentarif gebucht.
Welche digitalen Repeater gibt es in
meiner Nähe?
Es gibt eine
Vielzahl von Repeaterlisten- und Karten im Internet,
aber auch brauchbare Smartphone Apps (repeaterbook, DMRepeaters, …).
Eine
interaktive Karte mit digitalen Repeatern findet sich hier:
https://repeatermap.de/
Die meisten
D-Star Geräte von Icom enthalten bereits
vorprogrammierte Listen mit digitalen Repeatern. So ist es mittels GPS möglich,
sich jederzeit die nächstgelegenen Repeater anzeigen zu lassen und sich direkt
zu verbinden.
Was kostet der Einstieg in den
Digitalfunk?
Neue und
sehr gut ausgestatte DMR-Geräte sind schon für unter 200 EUR erhältlich. Auch
das sehr kompakte FT-70DE für C4FM von Yaesu
ermöglicht den Einstieg in den Digitalfunk zum kleinen Preis. Möchte man ein neues D-Star Gerät - beispielsweise von Icom - kaufen, muss man mit Preisen ab ca. 600 EUR rechnen.
Für einen
ggfls. erforderlichen Hotspot sollte man ca. 160 EUR einplanen.